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Geschrieben von Speedster am 16.08.2008 um 13:26:

  1988 - Öffentliches Geiseldrama in Gladbeck

am Morgen des 16. August 1988, heute vor 20 Jahren, verschafften sich Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner mit Waffen Zugang zu einer Filiale der Deutschen Bank in Gladbeck. Um 8:04 Uhr ging bei der Polizei der Notruf eines Arztes ein, dessen Praxis sich im ersten Obergeschoss des Gebäudes befand. Als die Täter das Polizeifahrzeug entdeckten forderten sie unter Androhung die Geiseln zu erschießen Lösegeld und einen Fluchtwagen. Nach stundenlangen Verhandlungen erhielten sie 300.000 DM sowie einen Audi 100 als Fluchtwagen. In diesem fuhren sie mit ihren beiden Geiseln um 21:45 Uhr los, die Polizei nahm die Verfolgung auf. In Gladbeck stieg Marion L., die Freundin Rösners, zu. Auf der Flucht brachten sie am 17. August um 19 Uhr einen Linienbus in Bremen in ihre Gewalt. Anschließend standen sie der Presse Rede und Antwort. Auch die beiden Geiseln aus der Bank wurden mit der Pistole an der Kehle von Reportern interviewt. Nachdem sie fünf Geiseln freigelassen hatten, fuhren Degowski und Rösner im Bus mit den anderen 27 Geiseln wieder auf die Autobahn. An der Raststätte Grundbergsee ließen sie die beiden Bankangestellten frei. Zwei Polizeibeamte nahmen ohne dienstlichen Auftrag Rösners Freundin fest, als diese die Toilette der Raststätte aufsuchen wollte. Rösner und Degowski verlangten die sofortige Freilassung und drohten, nach fünf Minuten eine Geisel zu erschießen. Nach Ablauf der Zeit schoss Degowski dem fünfzehnjährigen Italiener Emanuele de Giorgi in den Kopf. Erst eine Minute später konnte Rösners Freundin freigelassen werden, weil in der Hektik der Schlüssel für die Handschellen abgebrochen war. De Giorgi verblutete, da kein Rettungsfahrzeug mit Sanitätern zur Erstversorgung bereitstand. Der Bus mit den zwei Geiselnehmern samt Geiseln fuhr dann weiter in die Niederlande. Während der Verfolgung des Busses kollidierte ein Polizeiwagen mit einem LKW, wobei ein Polizist starb und ein weiterer verletzt wurde. Die beiden Geiselnehmer erhielten um 6:30 Uhr einen neuen Fluchtwagen. Dieses Fahrzeug – ein BMW 735i – wurde von der holländischen Polizei so präpariert, dass der Motor mittels Fernbedienung ausgeschaltet werden konnte. Mit den zwei Bremer Geiseln Silke Bischoff und Ines V. fuhren Degowski, Rösner und L. im BMW wieder zurück nach Deutschland. In Köln kam es dann abermals zu fragwürdigem Verhalten seitens der Journalisten, als diese gegen 11:00 Uhr inmitten von Passanten in der Fußgängerzone Breite Straße in der Kölner Innenstadt das Fluchtauto mit den Straftätern sowie den Geiseln umlagerten und Liveinterviews führten. Einige Journalisten boten sich als Lotsen an und zeigten den Geiselnehmern Fotos von Polizisten, damit sie den Verbrechern bei einem möglichen Austausch der Geiseln nicht untergeschmuggelt werden konnten. Besonders negativ fiel der Express-Reporter Udo Röbel auf. Er bot sich an, die Geiselnehmer im Fluchtwagen bis zur nächsten Autobahnauffahrt zu lotsen und fuhr zwischen Köln und der Raststätte Siegburg im Fluchtfahrzeug mit. Dabei wetteiferten zahlreiche Journalisten um die besten Bilder. Um 12:00 Uhr fuhren die Geiselnehmer auf der A3 weiter in Richtung Frankfurt am Main und hielten in Höhe von Bad Honnef kurz vor der Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz auf dem Seitenstreifen an. Nachdem daraufhin ein Beamter das Fluchtfahrzeug mit einem schweren gepanzerten Einsatzfahrzeug der Mercedes S-Klasse seitlich gerammt und somit fahrunfähig gemacht hatte, griff ein Spezialeinsatzkommando der nordrhein-westfälischen Polizei mit Waffengewalt und Blendgranate ein. Ursprünglich war beabsichtigt, den Motor des präparierten Fluchtfahrzeuges ferngesteuert auszuschalten, die dafür benötigte Fernbedienung war jedoch nicht mitgeführt worden. Nach einem heftigen Schusswechsel endete das Geiseldrama wenig später. Die 18-jährige Silke Bischoff starb durch eine Kugel aus Rösners Waffe, ihre Freundin Ines V. blieb weitgehend unverletzt, da sie sich durch einen Sprung in den Straßengraben retten konnte. Das rheinland-pfälzische Innenministerium hatte bereits den Bundesgrenzschutz um Übernahme der Aktion gebeten und Beamte der GSG 9 standen hinter der Landesgrenze zum Zugriff bereit.

Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski wurden am 22. März 1991 vom Landgericht Essen zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Rösners Freundin Marion L. erhielt eine neunjährige Haftstrafe, von denen sie sechs Jahre verbüßte; dann wurde sie wegen guter Führung entlassen.


http://de.wikipedia.org/wiki/Gladbecker_Geiseldrama

TV-Tipp: Heute Abend kommt eine Reportage gegen 22.15Uhr auf VOX darüber!


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